Die Studienjahre

Thomas Müntzer immatrikulierte im Jahre 1506 an der Universität von Leipzig. Dies ist für uns das erste gesicherte Datum in seinem Leben.

Leipzig war zu dieser Zeit die führende Universität im norddeutschen Raum. Die Stadt war durch ihre lage an der Kreuzung wichtiger Handelsstraßen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung erheblich begünstigt worden. Aus ihren bedeutenden Märkten wurden die Leipziger Messen, die vom Kaiser 1497 und 1507 mit besonderen Privilegien versehen wurden.

Die Universität wurde 1409 von dem Markgrafen Friedrich von Meißen gegründet. Mit dem am 16. Oktober 1506 beginnenden Wintersemester inskribierte sich Thomas Müntzer als "Thomas Munczer de Quedilburck" unter dem Rektorat des Professors der Theologie Martin Meyendorn. Nachweislich studierte er an der artistischen Fakultät und nicht an der Fakultät der sächsischen Nation, in der er entsprechend der Nationenverfassung immatrikuliert war.

Was hat nun Thomas Müntzer in Leipzig studiert? "Die eigentliche Substanz des Unterrichts der artistischen Fakultät bildete die Philosophie: Logik, Physik, woran sich Naturkunde und Psychologie, und ferner auch die Metaphysik anschließt, endlich Ethik und Politik. Zugrunde lagen dem Unterricht überall die aristotelischen Bücher in lateinischer Übersetzung; doch werden daneben auch lehrbuchartige Bearbeitungen ............. gebraucht."

Studienkollegen Müntzers waren Ulrich von Hutten, der im Wintersemester 1507/1508 immatrikulierte und christoph Schappeler, der 1510 zum Licenciaten der Theologie promovierte. Diesen Nachweis brachten Renate Drucker und Bernd Rüdiger.

Sehr wahrscheinlich haben in dieser Zeit auch Johann Agricola und Georgius Agricola in Leipzig studiert. Wie auch Johannes Wildenauer de Egra, der sich Egranus nannte. Er immatrikulierte um 1500 und verblieb bis 1515 an der Universität. Er tritt im Anschluß eine Predigerstelle in Zwickau an.

An der Universität lernt Thomas Müntzer auch Konrad Wimpina kennen, den späteren Gründungsrektor der Universität Frankfurt an der Oder. Die Leipziger Universität war seit dem Ende des 15. Jahrhunderts stark vom Thomismus geprägt. Thomas von Aquin beherrschte das Denken, und dieses Denken ging mit Konrad Wimpina mit nach Frankfurt a.d.O..

Auch Thomas Müntzer war von diesem Denken beherrscht. Als "Thomas Müntczer Stolbergensis" wechselt er 1512 nach Frankfurt a.d.O..

Was mag die Ursache zu diesem Wechsel gewesen sein?

Vielleicht war es die Orientierung auf den Thomismus, vielleicht der Weggang Wimpinas oder anderer wichtiger Professoren nach Frankfurt. Genaue Auskünfte dazu sind der Forschung bisher verschlossen geblieben.

Das Wissen, das sich Thomas Müntzer in dieser Zeit aneignet, übersteigt die Qualifikation eines Priesters bei weitem.

So verfügt er über eine umfassende humanistische Bildung. Neben der Kirchensprache Latein beherrscht er noch die griechische Sprache und das Hebräische.

Sehr wahrscheinlich ist, daß Thomas Müntzer in Frankfurt zumindest einen theologischen Grad erworben hat.